Wir Kinder- und Jugendärztinnen stellen uns gegen das Bauvorhaben eines McDonalds Fastfood- Restaurants mitten im Zentrum von Hemmoor im Landkreis Cuxhaven.
Während immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland unter Übergewicht leiden, soll in der unmittelbaren Nähe mehrerer weiterführender Schulen, eines Schwimmbades und Badesees, eines Skaterplatzes und Jugendzentrums (alles unter 700m Fußweg) der Bau eines McDonalds ermöglicht werden. „5,2 Prozent der 6- bis 18-Jährigen waren im Jahr 2023 krankhaft dick, wie die Kaufmännische Krankenkasse KKH unter Auswertung der eigenen Versicherungsdaten im Januar 2025 mitteilte. 15 Jahre zuvor waren es nur 4,1 Prozent, rund ein Viertel weniger. Mit einem Anstieg um 40 Prozent seien Jungen besonders betroffen. Als Ursachen für Übergewicht nannte die KKH falsche Ernährung, Werbung für ungesunde Kinderprodukte und mangelnde Bewegung.“ (1)
Die Samtgemeinde Hemmoor führt das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“. In ihrem Aktionsplan schreibt sie „Jedes Kind hat das Recht auf Gesundheit! Die Gesundheit eines Kindes ist der Zustand des körperlichen und psychischen Wohlergehens. Um dies sicherzustellen, ist es auch wichtig, dass Kinder in einer sicheren Umgebung aufwachsen und eine gesunde Ernährung erhalten.“ (2)
Adipositasprävention sollte laut wissenschaftlicher Untersuchungen auf verschiedenen Ebenen stattfinden: auf individueller Ebene, durch Institutionen/Netzwerke wie Schulen aber auch durch Städte, Politik und Kommunen. Die Schaffung einer gesundheitsfördernden Umgebung (Bewegungsangebote, gesunde Ernährung) bezeichnet man als Verhältnisprävention und kann nur auf höherer Ebene ermöglicht werden.
Die Kinder-und Jugendärzt*innen sind sich deshalb einig:
„Adipositasprävention im Kindes- und Jugendalter braucht eine starke Ausrichtung zur Verhältnisprävention. Es muss gelingen, Lebenswelten so zu gestalten, dass Kinder und Jugendliche so wenig wie möglich am gesunden Aufwachsen gehindert werden.
Verhältnisprävention gelingt nur in der Zusammenschau von infrastrukturellen Gegebenheiten sowie den Sichtweisen und Haltungen, die Akteure und Zielgruppen dazu haben.“ (3)
Die Errichtung eines McDonalds Fastfood Restaurants in der geplanten Lage an der B495 stellt ein ungünstiges Signal dar. Die angemessene Standortwahl ist somit als eine extrem wichtige Maßnahme zur Adipositasprävention zu werten.
Wir plädieren für die Kinder und Jugendlichen und den Erhalt ihrer Gesundheit für einen anderen Standort als mitten im Zentrum von Hemmoor an der B495 zu wählen.
- gemeint sind auch Ärzt*innen anderer Fachbereiche, die regelmäßig Kinder behandeln.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Greta Große
Kinder- und Jugendärztin im Elbeklinikum Stade
Quellenangabe:
(1) https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/157054/Immer-mehr-Kinder-sind-uebergewichtig?rt=e297b8a01cc3514d101e631d15b7e9df, Zugriff am 28.01.2025
(2) https://www.hemmoor.de/fileadmin/u HYPERLINK „https://www.hemmoor.de/fileadmin/user/dokumente/2022-09-21__Aktionsplan_Kinderfreundliche_Kommune___PDF_.pdf“s HYPERLINK „https://www.hemmoor.de/fileadmin/user/dokumente/2022-09-21__Aktionsplan_Kinderfreundliche_Kommune___PDF_.pdf“er/dokumente/2022-09-21__Aktionsplan_Kinderfreundliche_Kommune___PDF_.pdf, Zugriff am 28.01.2025
(3) Monatsschr Kinderheilkd 2022 · 170:504–512, https://doi.org/10.1007/s00112-022-01487-8, Gemeinwesen-basierte Prävention und kindliche Adipositas, Zugriff am 28.01.2025
Verteiler für den offenen Brief
Frau Bürgermeisterin Sabine Wist und Herrn Stadtdirektor Jan Tiedemann und Ratsmitglieder des Stadtrates Hemmoor
Herrn Samtgemeindebürgermeister Jan Tiedemann und Mitglieder des Samtgemeinderates Hemmoor
Herrn Landrat Thorsten Krüger und Mitglieder des Kreistages Cuxhaven
Leitung des Kreisjugendamtes Frau Voß und Mitarbeitende
Koordinierungsstelle für Gesundheitsförderung, Frau Nicola Kobs
Leitung des Gesundheitsamtes Landkreis Cuxhaven Herrn Dr. Dehne und Mitarbeitende